Bei einem Treffen in Potsdam Anfang Mai haben sich Ursula Engelen-Kefer, als SoVD-Landesvorsitzende und Andreas Kaczynski, Vorstandsvorsitzender des Paritätischen Brandenburg, ausführlich über die Ergebnisse dieser Studie ausgetauscht.
Hierbei ging es vor allem um das Gefälle zwischen Berlin mit einem Sozialticket von 19 Euro gegenüber Brandenburg, wo grundsätzlich das Deutschlandticket von derzeit 58 Euro gilt. Zwar können Sozialleistungsbeziehende dort ein verbilligtes Mobilitätsticket erwerben, dessen Preis mit 56,20 Euro nur knapp darunter liegt und lediglich für einen Landkreis gilt. Für ÖPNV-Fahrten in andere Landkreise fallen Ticketkosten an, die noch über dem Deutschlandticket liegen.
Kosten, die für immer mehr Menschen eine Belastung darstellen würden, so Kaczynski, weil die Lebenshaltungskosten insgesamt enorm gestiegen sind, sei es für Lebensmittel oder die Miete. Dies treffe Alleinerziehende, junge Familien oder auch Rentner in besonderer Weise. Beide Gesprächspartner teilen die tiefe Sorge über diese steigenden Kosten und die Notwendigkeit, zu einer Entlastungen bei der Mobilität beizutragen.
Der SoVD hat wiederholt gegenüber Ministerpräsident Dietmar Woidke die Einführung eines Sozialtickets auch in Brandenburg gefordert. Zwischen Berlin und Brandenburg gibt es nicht nur erhebliche Mobilitätsbewegungen, sondern auch den gemeinsamen Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB). Im Übrigen ist auch der Klimaschutzeffekt eines Sozialtickets nicht zu unterschätzen.
In dem gemeinsamen Gespräch waren sich Andreas Kacziynski und Ursula Engelen-Kefer einig, dass gesellschaftliche Teilhabe für die Menschen in den ländlichen Gebieten von Brandenburg ohne ausreichende Mobilität nicht zu haben sei. Dabei hob Andreas Kaczynski deutlich die Lücken im ÖPNV außerhalb der Anbindung an das regionale Bahnsystem im Speckgürtel von Berlin hervor. Diese seien nur durch private Sonderverkehre über Ruf- und Bürgerbusse oder Taxen zu schließen, wobei auch diese Angebote Finanzierungsschwierigkeiten hätten und es immer schwerer falle, genügend Fahrerinnen und Fahrer zu finden. So seien immer mehr Orte abgeschnitten und verstärkten das Gefühl der Menschen, ausgeschlossen zu sein. Eine Entwicklung, die sich auch in den Wahlerfolgen rechtsradikaler Kräfte niederschlägt.
Ein Brandenburger Sozialticket könne sicher nicht das löchrige ÖPNV-Angebot verbessern, so Kaczynski. Es könne aber im wachsenden Speckgürtel und entlang der Regionalbahnstrecken spürbar für eine finanzielle Entlastung armutsgefährdeter Personengruppen sorgen. Und ein „Deutschlandticket Sozial“ würde dann auch über die Landesgrenzen hinweg gelten.
Andreas Kaczynski sieht angesichts der aktuellen Haushaltslage jedoch kaum Chancen auf Realisierung. Einigkeit bestand allerdings darin, dass Paritätischer und SoVD sich gemeinsam dafür einsetzen sollten, dass die noch von der alten Bundesregierung beschlossenen zusätzlichen Finanzmittel für Infrastruktur auch in den Ausbau des ÖPNV in den ländlichen Regionen von Brandenburg investiert werden. So könne die "Wohnort-Lotterie" hoffentlich ein Ende finden.